Hallo! Wir sind Jonah und Nils und absolvieren momentan unser FSJ Kultur bei der Stiftung Nordfriesland. Unser Aufgabenbereich umfasst auch die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing. Auf dieser Seite geben wir monatlich Einblick in die Arbeit auf einer KZ-Gedenkstätte mit der Hoffnung, andere Jugendliche für diese Arbeit begeistern zu können und die Wichtigkeit dieser Aufgabe hervorzuheben.
In diesem Monat möchten wir auf die Rolle von uns FSJler*innen auf der Gedenkstätte eingehen. Wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt, dann stellt sich auch die Frage nach der Legitimität dieser Blogreihe: ist es berechtigt, dass wir diese Artikel schreiben und die Gedenkstättenarbeit aus unserer Sicht zu schildern?
Jonah
Unser FSJ ermöglicht uns Einblicke in unterschiedliche Bereiche der Gedenkstättenarbeit. Wir gewinnen so einen zumindest bruchstückhaften Eindruck davon, welche Themen dabei relevant sind oder an Relevanz gewinnen. Eines dieser Themen ist die Internationalität von Gedenkstätten. Dabei lauten wichtige Fragen: Wie können Gedenkstätten für Menschen aus unterschiedlichen Ländern und damit teilweise auch mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Shoah zugänglich gemacht werden? Welche Perspektiven spielen in Gedenkstätten eine Rolle? Sollte man versuchen, möglichst vielen Perspektiven gerecht zu werden, und wenn ja, wie ist das möglich?
Der Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Ländern als Deutschland kommt eine große Bedeutung zu. Ein deutliches Beispiel ist hierbei die gemeinsame Gedenk- und Erinnerungsarbeit von Putten in den Niederlanden und der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund in Deutschland.
Ich halte es für sehr richtig und wichtig, dass Gedenkstättenarbeit auch international stattfindet und, meinem Empfinden nach, an Relevanz gewinnt. Die nationalsozialistische Ideologie und die daraus resultierenden grausamen Verbrechen hatten und haben einen Einfluss auf alle Menschen. Dabei gibt es mehr als nur eine Perspektive. Ich denke, dass es wichtig ist, diese Perspektiven verstärkt gemeinsam zu betrachten, wie es bei internationaler Zusammenarbeit passiert.
Nils
Ich denke, dass Internationalität eine sehr wichtige Rolle für Orte des Erinnerns spielt. Auch für die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing. Da die Nationalsozialisten nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern Konzentrationslager errichtet haben, fanden die Verbrechen während der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges nicht nur auf nationaler Ebene statt. Des Weiteren kamen die Menschen, welche in den Lagern interniert wurden, häufig aus ganz Europa. Im KZ Husum-Schwesing mussten beispielsweise Menschen aus den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und Russland Zwangsarbeit leisten. Die Gedenkstätte soll nicht nur deutsche Besucher*innen dazu anregen, sich mit der Vergangenheit des Ortes und gleichzeitig mit der Vergangenheit des eigenen Landes auseinander zu setzen, sondern auch Menschen aus anderen Ländern die Möglichkeit geben, sich mit dem Ort zu beschäftigen. Aufgrund dessen, dass von den Verbrechen der Nationalsozialisten so viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern betroffen waren, muss eine internationale Erinnerungskultur erfolgen. Gedenkstätten bieten Menschen aus dem Ausland die Möglichkeit, an das Schicksal ihrer Familienangehörigen und Landsleute zu erinnern. Somit werden Orte geschaffen, an denen eine gemeinsame Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit stattfindet und an denen man diese Verbrechen diskutiert. Somit werden internationale Zusammenarbeit und gemeinsamer Dialog gefördert.