Nationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Der 27. Januar, der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, wurde im Jahre 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog in der Bundesrepublik Deutschland als Gedenktag für die Opfer des NS-Regimes ins Leben gerufen.
 
Die Einrichtung dieses nationalen Gedenktages hat auch der Kreis Nordfriesland seit dem Jahr 1997 zum Anlass genommen durch Veranstaltungen oder Ausstellungen an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erinnern. Über die Jahre konnte so der unterschiedlichen Opfergruppen gedacht werden: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Widerstandskämpfer, Euthanasie-Opfer.
 
 
Die Ausstellung anlässlich des 27. Januar ist jedes Jahr für vier Wochen zu besichtigen und insbesondere für Schulklassen geeignet.
2024

Befreit! Und dann?

Wege der NS-Befreiten nach der Befreiung 1945

Hunderttausende überlebende KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Gefangene der Gestapo sowie der Justiz suchten nach ihrer Befreiung im Frühjahr 1945 nach einem Neuanfang. Die Wanderausstellung beleuchtet, vor welchen Herausforderungen die verschiedenen Gruppen von Verfolgten nach Befreiung und Kriegsende standen. Die Rolle der Alliierten wird in diesem Zusammenhang ebenso angesprochen wie die Selbstorganisation der Überlebenden. Im Rahmen der thematisch gegliederten Präsentation werden auch einige beispielhafte Lebenswege von Befreiten vorgestellt. Einer davon war der Holocaust-Überlebenden Salomon Finkelstein. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung spricht seine Tochter Daniela Finkelstein über das Leben ihres verstorbenen Vaters.

Die Ausstellungsinhalte wurden von Studierenden der Leibniz Universität Hannover in Kooperation mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen unter der Leitung von Jens-Christian Wagner erstellt.

2023

Volk Gesundheit Staat – Gesundheitsämter im Nationalsozialismus

Der Öffentliche Gesundheitsdienst erlebte in der Zeit des Nationalsozialismus eine bedeutende Aufwertung. Im Zuge seiner Neustrukturierung übernahmen die Gesundheitsämter eine zentrale Rolle in der Gesundheitspolitik. Sie wurden zu Schaltzentralen in der „Erb- und Rassenpflege“ ausgebaut, die die biologistischen bevölkerungspolitischen Vorstellungen und Zielsetzungen des Staates umsetzen sollten.
An zentralen Stellen kooperierten die Gesundheitsämter mit den unterschiedlichsten Institutionen und Organisationen des NS-Systems. Amtsärzte sorgten für die Umsetzung der „Erb- und Rassenhygiene“, entschieden über die Zugehörigkeit zum „rassistisch“ definierten „Volkskörper“ und hatten als Gutachter Einblick in die gesundheitliche und soziale Lage großer Teile der Bevölkerung. Eine bislang wenig beachtete Rolle spielten sie im System der Zwangsarbeit.

Die Ausstellung präsentiert Tätigkeitsbereiche der Gesundheitsämter während des Nationalsozialismus am Beispiel der Länder Thüringen und Württemberg. Im Mittelpunkt steht die Umsetzung der „Erb- und Rassenpflege“, deren Grundsätze die Leitlinie für alle Tätigkeitsbereiche lieferten. Schließlich werden Aspekte struktureller, programmatischer und personeller Kontinuität im öffentlichen Gesundheitsdienst nach der Befreiung 1945 betrachtet.

Die Wanderausstellung wurde vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. (BVÖGD) initiiert und durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Sie basiert auf Ergebnissen aus einem Forschungsprojekt des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Charité Universitätsmedizin Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Schleiermacher.

Die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing hat als zusätzliches Angebot eine lokale Ergänzung der Ausstellung erarbeitet. Diese nimmt das Gesundheitsamt der Kreise Husum und Eiderstedt in den Blick. Ärzte und Ärztinnen, die dort während des Nationalsozialismus tätig waren, werden mit kurzen Lebensläufen vorgestellt. Doch im Mittelpunkt steht das Schicksal von fünf Menschen aus Rantrum, Garding und Husum, die von Zwangssterilisation betroffen oder bedroht waren. Die Husumer Amtsärzte hatten ihre Unfruchtbarmachung im Zuge der „Erb- und Rassenhygiene“ beantragt.

Die lokale Ergänzung wurde unterstützt durch die Nospa Kulturstiftung Nordfriesland, Vermächtnis van Wouwer, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und dem Gesundheitsamt Nordfriesland.

2020

Die Kinder vom Bullenhuser Damm

Die Wanderausstellung erzählt die Geschichte der 20 Kinder im Alter von 5-12 Jahren, die von November 1944 bis April 1945 im Konzentrationslager Neuengamme für medizinische Experimente missbraucht wurden. Zur Vertuschung der Versuche wurden die 10 Mädchen und 10 Jungen kurz vor Kriegsende in die als KZ-Außenlager genutzte Schule am Bullenhuser Damm gebracht und im April 1945 in den dortigen Kellerräumen von der SS ermordet.

Nachdem die Geschichte in Hamburg fast in Vergessenheit geraten war, machte der Journalist Günther Schwarberg sie 1979 durch eine Artikelserie im Magazin STERN sowie mehreren Publikationen einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Durch aufwendige Recherche fand Günther Angehörige der ermordeten Kinder, mit denen er die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm gründete sowie 1980 die Gedenkstätte Bullenhuser Damm. Bis 1999 wurde die Gedenkstätte privat von der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm geführt. Die Vereinigung organisiert seit 1979 die jährliche Gedenkfeier am 20. April und hält den Kontakt zu den Angehörigen weltweit.

Neben der historischen Geschichte erzählt die Ausstellung von der jährlichen Gedenkfeier, von dem in 2015 durchgeführten Jugendprojekt, den Gedanken der Jugendlichen zu dem Thema und endet im heute: Wann fängt Diskriminierung an?

Die Wanderausstellung „Kinder vom Bullenhuser Damm“ und das dazugehörige Unterrichtsmaterial entstanden in der Zusammenarbeit der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V. mit der Uni Vechta, Institut für Geistes- und Kulturwissenschaften.

2019

„Ich habe den Krieg verhindern wollen“ – Georg Elser und das Attentat vom 8. November 1939

Am 8. November 1939 verübte der Schreiner Georg Elser im Münchener Bürgerbräukeller ein Attentat auf Adolf Hitler. Er wusste, dass Hitler am 8. November 1939 zum Jahrestag des Hitlerputsches von 1923 im Münchener Bürgerbräukeller spricht. Elser verschaffte sich Zugang zum Veranstaltungsraum und installierte dort in nächtelanger Arbeit einen Sprengkörper mit Zeitzünder. Da Hitler wenige Minuten vor der Explosion den Versammlungssaal verließ, entging er dem Anschlag. Georg Elser wurde noch am selben Abend in Konstanz festgenommen. Nach langen Verhören gestand er Tage später das Attentat und seine Absicht, damit den Weg zu einem europäischen Frieden zu ebnen. Johann Georg Elser wurde 5 Jahre in völliger Isolation im KZ Sachsenhausen festgehalten und am 9. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, im KZ Dachau erschossen.
Die Nationalsozialisten sahen in Elser zunächst das Werkzeug des britischen Geheimdienstes. Auch nach 1945 wurde er oftmals diffamiert. Heute kann seine Alleintäterschaft nicht mehr bezweifelt werden. Neben dem Attentatsversuch von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 handelt es sich bei Elsers Tat um den einzigen Anschlag, der dem Leben des Diktators hätte gefährlich werden können. Heute gilt Georg Elser als einer der konsequentesten Gegner der NS-Diktatur.

Eine Dokumentation der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
Realisiert mit Förderung durch die Landesstiftung Baden-Württemberg

2018

Hamburger Fußball im Nationalsozialismus –  Einblicke in eine jahrzehntelang verklärte Geschichte

In Deutschland war nach dem 30. Januar 1933 ein selbstbestimmtes Leben und Handeln nicht mehr möglich. Die rassistische und aggressiv nationalistische Ideologie der NSDAP durchdrang alle Lebensbereiche, die sämtlich „nazifiziert“ wurden. Dies galt auch für die Sportvereine. Die vielfältige, „bunte“ Sportbewegung der Weimarer Republik – und mit ihr der Fußballsport – wurde „gleichgeschaltet“: Linientreue Vereinsführer ersetzten die bisherigen Vorsitzenden, Vereinsmitglieder wurden aus rassistischen und politischen Gründen ausgegrenzt und ausgeschlossen und militärischer Drill, sogenannter „Wehrsport“, eingeführt.

Zu den sportpolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten gehörten auch das Verbot und die Verfolgung der traditionsreichen Arbeitersportbewegung. Sportlerinnen und Sportler, die sich den „neuen Verhältnissen“ nicht anpassten oder als „rassisch minderwertig“ galten,wurden in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert und ermordet. Vor allem an Beispielen aus dem Hamburger Fußballsport werden in dieser Ausstellung die Sportpolitik der NSDAP, Maßregelungen von Sportlerinnen und Sportlern, Verbote und Verfolgungen dokumentiert. Ergänzend wird auch ein Blick auf die Neuorganisation des Sports nach Kriegsende sowie auf die – späte – Aufarbeitung seiner Geschichte im Nationalsozialismus geworfen.

2017

Deportiert ins KZ Neuengamme. Strafaktionen von Wehrmacht und SS im besetzten Europa

Im Zweiten Weltkrieg führten Wehrmacht, SS und Polizei als bewaffnete Organe der deutschen Besatzungsmacht in den besetzten Ländern Europas nach angeblichen oder tatsächlichen Anschlägen und anderen Widerstandsaktionen vielerorts „Vergeltungsmaßnahmen“ durch: Massenerschießungen, das Niederbrennen von Ortschaften und die Deportation von Teilen der Bevölkerung. Als Opfer solcher „Strafaktionen“ wurde im Sommer und Herbst 1944 mehrere Hundert Männer aus Murat in Frankreich, aus Meensel-Kiezegem in Belgien und aus Putten in den Niederlanden in das KZ Neuengamme deportiert. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands im Sommer 1944 wurden Tausende Polinnen und Polen in das KZ Neuengamme und andere Konzentrationslager gebracht.

Die Ausstellung stellt die in Deutschland weitgehend unbekannten Ereignisse an diesen Orten vor und dokumentiert damit exemplarisch die Verbrechen von Wehrmacht, SS und Polizei in den besetzten Ländern. Sie zeigt auch, wie 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den betroffenen Ländern, in den Orten, in den Familien und in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme an die Geschehnisse erinnert wird.

2016

Generationen. KZ-Überlebende und die, die nach ihnen kommen

Initiator*innen: Ulrike Jensen und Mark Mühlhaus

Die eindrucksvollen Aufnahmen des Fotografen Mark Mühlhaus, die im Rahmen von Gedenkveranstaltungen, Zeitzeugengesprächen und Jugendworkcamps  in Gedenkstätten in Deutschland, Österreich und Polen entstanden sind, zeigen auf künstlerische Weise das Erinnern verschiedener Generationen: KZ-Überlebende besuchen die alten Orte ihres Leidens und treten mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und aller Altersstufen in Dialog.

Vom 26.-28. September 2014 haben sich Jugendliche aus Nordfriesland  im Alter von 16- 20 Jahren in einem thematischen Workshop mit den Gedenkstätten Ladelund und Husum-Schwesing auseinandergesetzt. Bei dem Workshop mit Mark Mühlhaus entstanden Fotos, die ihren persönlichen Blickwinkel auf die nordfriesischen KZ-Gedenkstätten zeigen. Eine Auswahl von Fotografien wird zusammen mit der Ausstellung „Generationen“ in Husum präsentiert.

2015

Die „Reichskristallnacht“ in Schleswig-Holstein. 9. November 1938

Zum 75. Gedenktag der Reichspogromnacht erarbeitet das Landesarchiv Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Gerhard Paul von der Universität Flensburg und der Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein einen detailreichen Überblick zu den Ereignissen in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938.
Im Vordergrund stehen Einzelschicksale: So erfährt der Besucher von Dora Kufelnitzky, deren Hutgeschäft in der Kieler Muhliusstraße geschlossen wurde, oder von der Flensburger Familie Fertig, die im Oktober 1938 aus Deutschland ausgewiesen wurde. Zahlreiche Bilddokumente aus der Fotosammlung der Universität Flensburg und Akten aus dem Landesarchiv dokumentieren das Schicksal schleswig-holsteinischer Familien jüdischen Glaubens.

Zerstörte Synagogen und verwüstete Geschäfte mit  zerschlagenen Fensterscheiben gaben der „Reichskristallnacht“ ihren Namen. Die Kieler Synagoge am Schrevenpark war im Jahr 1939 für den Abriss bestimmt, das Rendsburger Gotteshaus wurde als Fischräucherei entweiht. Die Ausstellung stellt anhand persönlicher Schicksale die Schrecknisse der „Reichskristallnacht“ dar.

2014

„Es gibt hier keine Kinder – Auschwitz, Groß-Rosen, Buchenwald.“

Thomas Geve: Zeichnungen eines kindlichen Historikers

Thomas Geve war 13 Jahre alt, als er 1943 nach Auschwitz deportiert wurde, und 15, als der Krieg zu Ende ging. Wegen seiner jüdischen Herkunft verbringt er die folgenden 22 Monate in den Konzentrationslagern Birkenau, Auschwitz, Groß-Rosen und zuletzt in Buchenwald. Er gehörte zu den 904 Kindern und Jugendlichen, die das Konzentrationslager Buchenwald überlebt haben.

Nach der Befreiung gab man ihm Papier aus dem Lagerbüro – Formulare der SS und anderes, meist im Format 15 x 12 cm – und er zeichnete die Lagerwelt, den Alltag im KZ, Appell, Essensausgabe, Arbeit, Krankheiten, Terror der SS und fertigte erstaunlich genaue Pläne an. Neunundsiebzig Zeichnungen hat Geve in den letzten Wochen im Konzentrationslager Buchenwald kurz nach der Befreiung angefertigt. Die Originalzeichnungen befinden sich im Kunstmuseum von Yad Vashem.
Die Ausstellung konnte dankenswerterweise von der Gedenkstätte Buchenwald übernommen werden.

2013

Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora

Mit einer Ausstellung zur Geschichte der Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora nimmt sich die Gedenkstätte eines von der deutschen Gesellschaft lange vernachlässigten Themas an. Die Verschleppung von Auschwitz in den Harz und der Kampf der Sinti und Roma ums Überleben in den Lagern des KZ Mittelbau stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Daneben dokumentiert sie anhand zahlreicher Dokumente, Fotos und Erinnerungsberichte den Beginn der Verfolgung der Nordhäuser Sinti in den 1930er Jahren. Schließlich wird auch das oft vergebliche Ringen der KZ-Überlebenden um gesellschaftliche Anerkennung nach 1945 thematisiert. Exemplarische Häftlingsbiographien und ein Videointerview mit dem KZ-Überlebenden Franz Rosenbach ergänzen die Ausstellung um die Perspektive der Betroffenen.

2012

„Die Freiheit lebt!“ Widerstand und Verfolgung in Hamburg 1933-1945

In dieser Ausstellung werden Gruppen unterschiedlicher politischer und religiöser Orientierung und Menschen verschiedener sozialer Herkunft mit Fotografien und Dokumenten vorgestellt; an den Lebenswegen Einzelner werden sowohl die Möglichkeiten gezeigt, Widerstand zu leisten oder sich dem NS-Regime zu verweigern, als auch die Repressions- und Verfolgungsmaßnahmen dokumentiert, denen die Frauen und Männer ausgesetzt waren

2011

Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen

Die Ausstellung soll verdeutlichen, wie NS-Verbrechen in einem scheinbar normalen Alltag der Psychiatrie verübt wurden. Sie konnte dankenswerter Weise von der Bildungs- und Gedenkstätte „Opfer der NS-Psychiatrie“ in Lüneburg übernommen werden. Die Autorschaft und wissenschaftliche Betreuung liegen bei Dr. Raimond Reiter, Politologe aus Hannover.

2010

„Die Zeichnung überlebt…“ Bildzeugnisse von Häftlingen des KZ Neuengamme

Ein Häftling, ein ungarischer Jude, der zusammen mit 600 anderen aus Budapest in das KZ Neuengamme gekommen war, sagte eines Tages, als von ihnen nur noch 23 übrig waren:

„Wir sind nicht ewig. Ewig ist nur das Wort, die Zeichnung, das rätselhafte Zeichen.“

Er fügte hinzu:

„Wir werden überleben, weil die Worte überleben. Töte uns, lösche uns aus. Das Wort, die Zeichnung überlebt immer.“

Trotz der dort herrschenden unmenschlichen Verhältnisse entstanden im KZ Neuengamme immer wieder Zeichnungen. Diese Skizzen dienten den Zeichnern einerseits zur Erinnerung, andererseits auch der Dokumentation. Sie sind ein Zeugnis der Selbstbehauptung unter den entwürdigenden Umständen im Konzentrationslager. Diese Zeichnungen stellen eine bisher noch wenig beachtete Quelle für die Aufarbeitung der Geschichte des KZ Neuengamme dar.

Die Ausstellung zeigt nachdenklich machende Zeichnungen, die im KZ Neuengamme oder seinen Außenlagern entstanden sind und dem Betrachter einen unvermuteten Einblick in das Leben der Häftlinge geben. Die Zeichner werden jeweils mit ihrer Biografie und mit Informationen über ihre künstlerische Ausbildung vorgestellt. Diese Ausstellung konnte dankenswerter Weise von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme übernommen werden. Sie entstand 2007 in Zusammenarbeit mit Dr. Maike Bruhns und der Stadt Hamburg.

2009

„Mutterland Wort“  – Eine Ausstellung über die Dichterin Rose Ausländer 1901-1988

Rose Ausländer zählt zu den großen deutschen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Wer Rose Ausländers Gedichte liest, macht sich alsbald ein Bild von ihr. Dieses „sich ein Bild machen“ greift die Ausstellung „Mutterland Wort“ auf. Anhand von Porträtfotos, Zeittafeln und Gedichten blättert sich das Leben der Dichterin auf. Die Ausstellung wurde 1996 von Helmut Braun konzipiert und gestaltet. Er war Verleger von Rose Ausländer und ist der Herausgeber ihres Gesamtwerkes im S. Fischer-Verlag und im Fischer-TaschenbuchVerlag, der Verwalter ihres Nachlasses und ihr Biograf.
Die FAZ beschrieb Rose Ausländer:

„Nicht viele Dichter haben zur deutschsprachigen Poesie dieses Jahrhunderts so intensiv beigetragen wie Rose Ausländer, die Jüdin aus Czernowitz in der Bukowina.

Dieser Satz sagt sich leicht hin, doch in Wahrheit signalisiert er schon die atmosphärischen Spannungen, die zwischen der Lyrikerin und ihrem deutschen Publikum zwangsläufig existierten. Es kann nicht als selbstverständlich gelten, dass eine Frau, die Verwandte und Freunde unter deutscher Verfolgung sterben sah und selbst nur mit knapper Not davonkam, das Volk der Mörder mit ihrer Kunst bereichert. Dass Rose Ausländer dies tat, weckt Neugier auf die Persönlichkeit hinter den Gedichtbänden, auf das Leben, das ihre Verse gebar.«

Und weiter:

„Am Ende hat Rose Ausländer, der Sprache sich hingebend, den Deutschen ein Wortkunstwerk geschenkt, wie es stärker im Ausdruck, feiner in der Form und präziser in der Aussage kaum zu denken ist.“

2008

„In Hamburg ist meine Jugend geblieben“

Im Verlauf des 2. Weltkrieges fehlten in Deutschland, vor allem aufgrund der Einberufungen zur Wehrmacht, Arbeitskräfte, sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Industrie. Dieser Arbeits­kräftemangel ließ sich nur durch den massenhaften Einsatz von ausländischen Zivil- und Zwangsarbeitern aus West- und Ost­europa, von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen beheben.

Ende 1944 wurden im Gebiet des „Großdeutschen Reiches“ acht bis zehn Millionen ausländische Arbeitskräfte eingesetzt. Allein in Hamburg waren es in den Jahren von 1939 bis 1945 fast eine halbe Million Frauen und Männer. Die Mehrzahl von ihnen stammte aus der Sowjetunion und Polen, viele auch aus Frankreich. In Hamburg existierten rund 1.500 Lager, in denen die ausländischen Arbeiter unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten. In allen Zweigen der Wirtschaft waren Zwangsarbeiter eingesetzt: in der Metallindustrie, bei der Waffenproduktion, in der Fisch­konserven-Industrie, der Gummiindustrie, bei Verkehrsbetrieben, in der Landwirtschaft, im Baugewerbe und bei der Trümmer- und Bomben-Räumung.

Die auf 48 Lesetafeln aufgearbeitete Geschichte dieser Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter führt zurück in die wohl finsterste Zeit ihres Lebens, in der viele ihre Jugend in Hamburg verloren haben.

Diese Ausstellung konnte dankenswerter Weise von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg übernommen werden. Sie entstand 2005 mit Unterstützung der Hamburgischen Bürgerschaft.

2007

Wo die Nordseewellen…1933 – 1945 auf Föhr

Zum 27.01.2007 präsentieren wir eine von SchülerInnen des 13. Jahrgangs am Gymnasium Insel Föhr in den Schuljahren 2003 bis 2006 unter Leitung des Lehrers Heinz Lorenzen erarbeitete Dokumentation zum Thema Nationalsozialismus auf der Insel Föhr.

Die Teilnehmer des Projektkurses gingen u.a. der Fragestellung nach, inwieweit es auch auf der Insel Föhr einen ausgeprägten Nationalsozialismus gab und wie sich die damaligen politischen Strukturen auf das Leben der Insulaner auswirkten. Auf Stellwänden werden Bilder und Texte der Zeit wiedergegeben. Weitere Dokumente und Exponate werden in Vitrinen gezeigt.

Für die Realisierung dieser  Ausstellung im Husumer Kreishaus bedanken wir uns beim damaligen Projektleiter und Lehrer Heinz Lorenzen.

Die Präsentation der Ausstellung wird gefördert durch die Nord-Ostsee Sparkasse.

2006

KolaFu – ein Ort der Willkür und Gewalt

Zu den ersten Konzentrationslagern in Deutschland gehörten 1933 nicht nur die bekannten Lager Dachau, Esterwegen und Oranienburg, sondern auch das Konzentrationslager Fuhlsbüttel – das „Kola-Fu“. Es wurde 1933 in Gebäuden der Strafanstalten Fuhlsbüttel einge-richtet und unterstand zunächst der Landesjustizverwaltung. Mit der offiziellen Eröffnung im September 1933 ging die Bewachung auf ein Kommando besonders skrupelloser SS-Angehöriger über. Menschen wurden willkürlich verhaftet, ohne richterliche Anordnung in Fuhlsbüttel eingesperrt und dort Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt.

Die Verfolgung und Unterdrückung der politischen Gegner sowie die Einschüchterung der Bevölkerung waren die Hauptgründe für die Errichtung dieses Konzentrationslagers durch das NS-Regime. Tausende von Hamburgern wurden im Zuge der Verbote und politischen Gleichschaltung inhaftiert, darunter in besonders großer Zahl Angehörige der Gewerkschaften, der SPD und der KPD. Schon 1933 waren erste jüdische Häftlinge den besonderen Schikanen der Wachmannschaften ausgesetzt; in den Jahren nach den Nürnberger Rassegesetzen oder der so genannten „Reichskristallnacht“ waren es zeitweilig mehrere Hundert.

Homosexuelle, Zeugen Jehovas und mit Beginn des Zweiten Weltkriegs viele ausländische Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter, die „Swing-Boys“, Angehörige der „Weißen Rose“ und viele andere waren im „Kola-Fu“ inhaftiert.

Aber auch jene Einrichtungen der Strafanstalten Fuhlsbüttel, die der Justiz unterstanden, waren bis 1945 Orte nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und Teil des NS- Verfolgungsapparates. Viele Gefängnis- und Zuchthausinsassen verbüßten wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ oder anderer politischer Delikte eine Haftstrafe. Sondergerichte wiesen schon bei  „Unmutsäußerungen“ Menschen wegen „Heimtücke“ in Strafhaft ein. Jüdische Strafgefangene wurden von Fuhlsbüttel in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

1944 wurde zudem ein Außenlager des KZ Neuengamme in Gebäuden der Strafanstalten eingerichtet.

Insgesamt kamen in Fuhlsbüttel über 450 Menschen ums Leben – sie starben an den Folgen von Misshandlungen, wurden ermordet oder in den Tod getrieben. Mit der Benennung von Straßen, Plätzen und Gebäuden erinnert Hamburg an die Opfer des „Kola-Fu“: z.B. an Hanne Mertens, die vor ihrer Inhaftierung Schauspielerin am Thalia-Theater war – nach ihr ist eine Straße in Niendorf benannt. Oder an Gustav Leo, den ehemaligen Stadtoberbaudirektor, der 76-jährig im „Kola-Fu“ ums Leben kam – an ihn erinnert eine Straße in Eppendorf. Zahlreiche Überlebende des KZ Fuhlsbüttel nahmen nach 1945 im öffentlichen Leben Hamburgs bedeutende Positionen ein, so der Senator Walter Schmedemann und die Schauspielerin Ida Ehre, die langjährige Intendantin der Hamburger Kammerspiele.

2005

„…dass wir es verstanden haben, in dem fürchterlichen Kampf Frauen zu bleiben“

Eine Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zur Geschichte der Frauenaußenlager in Hamburg.

Zu den großen Konzentrationslagern in Deutschland gehörte das 1938 von der SS in Hamburg errichtete Konzentrationslager Neuengamme. In dem Stammlager auf Hamburger Gebiet mit mehr als 80 Außenlagern im gesamten norddeutschen Raum, etwa 60 Außenlager für Männer und 24 Außenlager für Frauen, waren insgesamt 106.000 Menschen aus vielen europäischen Ländern inhaftiert.

Die ersten Außenlager des KZ Neuengamme zur Unterstützung der Rüstungsproduktion entstanden 1942. Die meisten der über 80 Außenlager entstanden im letzten Kriegsjahr.

Als die deutsche Kriegsmaschinerie dem Zusammenbruch nahe war und angesichts des zunehmenden Arbeitskräftemangels, musste die NS-Führung die letzten Arbeitsreserven mobilisieren. Himmler beschloss Ende Mai 1944, auch jüdische Männer und  Frauen in den Au­ßenlagern der großen Konzentrationslager zur  Arbeit einzusetzen.

Im Juli 1944 wurde das erste Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in Hamburg am Dessauer Ufer eingerichtet. Bis Kriegsende  existierten insgesamt 24 Neuengammer Außenlager für Frauen, in denen 13.700 Frauen, davon  fast zwei Drittel Jüdinnen, Zwangsarbeit leisten mussten. Allein acht dieser Lager befanden sich im Stadtgebiet von Hamburg.

Viele der neu errichteten Außenlager des KZ Neuengamme waren hauptsächlich für jüdische Häftlinge vorgesehen, die vor allem aus Auschwitz, Ravensbrück und Stutthof zur Zwangsarbeit überstellte wurden.

2.800 Frauen aus der Tschechoslowakei, aus Ungarn, Polen, Slowenien, der Sowjetunion, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und aus Deutschland, verfolgt aus rassistischen politischen und religiösen Gründen, kamen in die Außenlager des KZ Neuengamme auf Hamburger Gebiet.

Auch Hamburgerinnen waren unter ihnen. Diese hatte man Jahre zuvor aus ihrer Heimatstadt in Ghettos und Vernichtungslager deportiert, weil sie Jüdinnen waren.

Für die Frauen war die Schwerstarbeit körperlich und seelisch zermürbend. Dünne Kleidung, ungenügende Ernährung, unzureichende medizinische Versorgung und katastrophale sanitäre Verhältnisse, dazu Schikanen und Misshandlungen durch die SS prägten den Alltag der weiblichen Häftlinge. Sie litten unter der Enge, dem Schmutz, unter Hunger und Lebensangst, unter den Demütigungen und der harten Arbeit.

Eine besondere Härte bedeuteten die Zählappelle morgens und abends. Das Stehen bei gleißender Sonne, Regen, Schnee oder bitterer Kälte oft über Stunden, wurde auch als Strafe eingesetzt.

Heute, nach vielen Jahren, kehren manche Überlebende an die Stätte des Geschehens zurück. Sie wollen sich diesem Ort stellen, sie wollen die Menschen kennen lernen, die jetzt hier leben. Sie kehren mit ihren Kindern und Enkeln zurück. Und  sie übernehmen die schwere Aufgabe, in Interviews und Autobiografien, Nachgeborenen zu vermitteln, wohin Rassismus und Ausgrenzung führen können.

2004

Vom Namen zur Nummer

Eine Schülerausstellung der Kooperativen Gesamtschule Stuhr-Brinkum, Brinkum, zum Einlieferungsprozess in Konzentrationslager.

Durch ein entwürdigendes Einlieferungsritual wurden Menschen zu Nummern, zu Menschen ohne Menschlichkeit degradiert. Das abgestufte Ritual der Entwürdigung bei der Ankunft der Häftlinge wird auf 24 Tafeln mit Häftlingszeichnungen, Erinnerungsberichten und SS-Dokumenten vor Augen geführt. Briefe, Fotos und Berichte Überlebender (aus sechs Ländern), zu denen die Jugendlichen Kontakt aufnahmen, sowie Kunstobjekte ergänzen die Ausstellung. Den Vorgang recherchierten SchülerInnen des Projektkurses „Spurensuche“ während ihrer Ferien 1995 in verschiedenen KZ-Gedenkstätten der Bundesrepublik.

2003

„Der Ordnung verpflichtet“ – Polizei zwischen Staatsgewalt und Zivilcourage 1933 – 1945

Ausstellungen „Keine Bilder des Vergessens“ – Hamburger Polizeibataillone im Zweiten Weltkrieg und „Gegen das Vergessen“ – Ausstellung zum Gedenken an Wilhelm Krützfeld.

Eine Wanderausstellung zur Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus in Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Husum.

2002

Ein KZ wird geräumt

Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung – die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945.

Eine Wanderausstellung des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme e.V. in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

2001

„Pöppendorf statt Palästina“ – Zwangsaufenthalt der Passagiere der „Exodus 1947“ in Lübeck

Eine Ausstellung erarbeitet von der Projektgruppe der Geschwister-Prenski-Schule, Integrierte Gesamtschule Lübeck. Einführung in die Ausstellung durch Felix Horlin, ehemaliger Schüler und Mitglied der Projektgruppe.

2000

„Vergessene Kinder“ – Jüdische Kinder und Jugendliche aus Schl.-Holst. 1933-45,

Ausstellung im Kreishaus: „Vergessene Kinder“ – Jüdische Kinder und Jugendliche aus Schl.-Holst. 1933-45, mit Vortrag: „Entstehung, Inhalt und Gestaltung der Ausstellung“ von Dr. Bettina Goldberg, Institut für Schl.-Holst. Zeit- und Regionalgeschichte.

Ausstellung im Schloss: „Frühe und späte Fragen“ – Es begann als Flakhelfer 1944/45 in Husum, Bilder von Rolf A. Winter

1999

Mala und Edek – eine Liebe in Auschwitz

Einführung und Vortrag durch Schüler und Lehrer der Hauptschule Friesoythe (Fortführung der Ausstellung von 1998).

1998

Hoffen auf ein Morgen

Ausstellung im Kreishaus – „Hoffen auf ein Morgen“, Einführung und Vortrag durch Schüler und Lehrer der Hauptschule Friesoythe.

Ausstellung im Schloss – „Den Opfern der Willkürjustiz 1933 – 45“, mit Vortrag von Klaus Bästlein „Das Schleswig-Holst. Sondergericht: Opfer und Täter“.

1997

„Schwestern vergeßt uns nicht“ – Frauen im KZ

Ausstellung im Kreishaus.