NS-Tatorte an der schleswig-holsteinischen Westküste
Entlang der schleswig-holsteinischen Westküste gibt es mehrere öffentlich zugängliche Orte, die an die NS-Vergangenheit erinnern und über die damaligen Ereignisse informieren.
In den letzten Jahren wurden einige Gedenkstätten und historische Lernorte in Schleswig-Holstein erneuert oder neu geschaffen. Dabei wurden aufwendige Ausstellungskonzepte und innovative Bildungsangebote entwickelt und getestet.
Ein gemeinsames Ziel dieser Bemühungen ist es, dass diese Orte eine bedeutende Rolle dabei spielen, die Demokratie zu stärken. Dieser Bildungsurlaub, der auf den Erfahrungen und Erkenntnissen entlang der schleswig-holsteinischen Westküste basiert, deckt Themen wie Geschichte und Neuorientierung, Strukturen und Netzwerkarbeit sowie Vermittlungsmethoden und Techniken ab.
Eine zentrale Frage, die dabei diskutiert wird, ist, welche Wirkung Gedenkstätten und ähnliche Orte im 21. Jahrhundert haben können und welche Bedingungen geschaffen werden müssen, um diese Wirkung zu maximieren.
Vergangenheit Verstehen ist ein Koopertaionsprojekt der Nordsee Akademie in Leck zusammen mit der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing und dem historischen Lernort Neulandhalle.
2024
Vom 9. – 13. September 2024 fand der Bildungsurlaub „Vergangenheit Verstehen“ statt. Elf Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet kamen in die Nordsee Akademie und setzten sich mit ausgewählten Orten der NS-Verbrechen und ihrer Aufarbeitung auseinander. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, welche Möglichkeiten die Auseinandersetzung mit Geschichte bieten kann, um ein pluralistisches und demokratisches Miteinander in der Gesellschaft zu stärken.
Durch den Besuch verschiedener Gedenk- und Erinnerungsorte, darunter die beiden nordfriesischen KZ-Gedenkstätten sowie dem Historischen Lernort Neulandhalle wurden die Teilnehmenden umfassend für die regionale Geschichte der schleswig-holsteinischen Westküste im Nationalsozialismus und der Nachgeschichte sensibilisiert. Gleichzeitig konnte durch die Besuche aufgezeigt werden, wie vielfältig Erinnerungskultur ausgestaltet werden kann. An welchen Orten wie über Geschichte verhandelt wird zeigte sich auch bei einem geführten Stadtrundgang durch Husum oder dem Besuch der Ada und Emil Nolde Stiftung in Seebüll.
Trotz oder gerade wegen unterschiedlicher beruflicher und familienbiografischer Hintergrunde, diskutierten die Teilnehmenden lebhaft über die vielfältigen Ansätze der verschiedenen Gedenk- und Erinnerungsorte, immer verbunden mit der Fragestellung, nach dem Handeln im Hier und Jetzt, um den sich in der Gesellschaft gegenwärtig verbreitenden rechten Narrativen entschieden etwas entgegenzusetzen. Abgerundet durch das leckere Essen der Nordsee Akademie, Spaziergänge an der Nordsee und das abendliche Saunieren im Schwimmbad von Leck waren sich die Teilnehmenden einig: Bildungsurlaub kann man machen – das bleibt im Kopf.
2023
Ende August 2023 fand der erste Bildungsurlaub zur Geschichte und Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Nordfriesland und Dithmarschen statt. Unter dem Titel „Vergangenheit verstehen – NS-Tatorte an der schleswig-holsteinischen Westküste“ beschäftigten sich die elf Teilnehmenden mit verschiedenen Aspekten der Erinnerungskultur.
Ausgehend von der Nordsee Akademie wurden die verschiedenen Orte besucht und erkundet. Zusätzlich führte eine Exkursion zur Gedenkstätte in Gudendorf für sowjetische Kriegsgefangene. Ein Höhepunkt war der Besuch in Seebüll bei der Ada und Emil Nolde Stiftung – nicht nur aufgrund des schönen Gartens, sondern auch wegen Emil Noldes ambivalenten Verhältnisses zum NS-Regime. Insgesamt war es ein gelungener Bildungsurlaub mit spannenden Einblicken in die vielfältige Erinnerungskultur und –arbeit in Schleswig-Holstein.