Hallo! Wir sind Jonah und Nils und absolvieren momentan unser FSJ Kultur bei der Stiftung Nordfriesland. Unser Aufgabenbereich umfasst auch die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing. Auf dieser Seite geben wir monatlich Einblick in die Arbeit auf einer KZ-Gedenkstätte mit der Hoffnung, andere Jugendliche für diese Arbeit begeistern zu können und die Wichtigkeit dieser Aufgabe hervorzuheben.
In diesem Monat möchten wir auf die Rolle von uns FSJler*innen auf der Gedenkstätte eingehen. Wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt, dann stellt sich auch die Frage nach der Legitimität dieser Blogreihe: ist es berechtigt, dass wir diese Artikel schreiben und die Gedenkstättenarbeit aus unserer Sicht zu schildern?
Nils
Als FSJler*in führt man auch Gruppen über die Gedenkstätte, beispielsweise im Rahmen von Workshops. Diese Workshops enthalten immer ein Kennenlernen der Gedenkstätte in Form einer Führung oder der Audioguidetour. Anschließend wird über verschiedene Themenkomplexe mit vorbereiteten Fragen im Haus der Gegenwart diskutiert. Am Anfang haben wir viele Workshops begleitet, die der Gedenkstättenpädagoge geleitet hat. Dabei konnte man sich sehr gut Wissen über die Gedenkstätte aneignen, sowie ein Gefühl dafür bekommen, wie genau so ein Workshop abläuft. Nach einiger Zeit haben wir auch ein paar Abschnitte der Führung übernommen. Wir haben beispielsweise einzelne Stationen erklärt oder in die Diskussionsteile eingeführt. Mitte April hatte ich dann meine erste selbstständige Führung, bei der ich eine Kleingruppe von drei Schülerinnen über das Gelände der Gedenkstätte mit allen Stationen geführt habe. Sie wollten ein Referat über den Ort vorbereiten. Das geplante Referat der Schülerinnen sollte über die Geschichte des ehemaligen Lagers, die Entstehung der Gedenkstätte sowie deren Bezug zur Gegenwart informieren. Im Vorfeld der Führung habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Mit Freunden habe ich zwei kleine Proberundgänge gemacht, bei der sie mir Feedback geben und ansprechen sollten, was ich noch verbessern könnte und was mir schon gut gelungen ist. Des Weiteren habe ich das ausführliche Begleitmaterial der Führungen durchgearbeitet. Jeder macht Führungen anders und hat eigene Vorstellungen davon, wie man am besten über die Gedenkstätte führt. Daraus resultieren ganz verschiedene Ansprüche. Mein Anspruch an diese Führungen ist, die Geschehnisse glaubwürdig und ernsthaft den Zuhörenden zu vermitteln. Dabei will ich weder große Emotionen hervorrufen, noch ein Gefühl der Gleichgültigkeit bei der Gruppe erreichen. In erster Linie möchte ich Wissen vermitteln. Die Menschen sollen zum Nachdenken über die Geschichte und das kritische Hinterfragen aktueller Geschehnisse angeregt werden und nicht zum Nachempfinden der ehemaligen Zustände im Konzentrationslager Husum-Schwesing.
Jonah
Bevor ich das erste Mal Menschen über die KZ-Gedenkstätte geführt habe, war ich sehr nervös. Zwar hatte ich den Eindruck, nach vielfachem Lesen des Führungsskriptes das erforderliche Wissen zu haben, um Führungen zu geben. Dennoch war ich nicht sicher, ob ich dieses Wissen auch abrufen und einen Rundgang geben könnte, der meinen Vorstellungen einer guten Führung entspricht.
Zu Beginn des Freiwilligen Jahres hatte ich eher weniger eine Vorstellung davon, was in meinen Augen einen guten Rundgang ausmacht. Vielmehr gewann ich relativ schnell ein Bild davon, was ich gerne vermeiden würde. Beispielsweise wollte ich nicht den Anspruch verfolgen, dass die Anwesenden das Geschehene nachfühlen könnten. Ein Nachfühlen der Ereignisse ist für uns nicht möglich und dementsprechend möchte ich keine einschlägigen Versuche unternehmen. Ich möchte nicht reißerisch berichten, sondern faktenbasiert und informativ. Allerdings war ich nicht sicher, ob mir das in der Praxis gelingen würde.
Aus diesem Grund habe ich anfangs Menschen aus meinem persönlichen Umfeld herumgeführt, wie Freund:Innen oder Mitglieder meiner Familie. Im November war ich das erste Mal mit einer Freundin und dem ausführlichen Begleitmaterial auf der Gedenkstätte. Ich war auf keinen Fall sicher im Thema, aber es ging vor allem darum, eine Gefühl für die Länge der Führungen und die Verteilung der Informationen zu erlangen. Dabei habe ich gemerkt, dass ich einige Aspekte unterschätzt habe, wie zum Beispiel laut zu sprechen.
Allerdings ist mir klargeworden, dass das vor allem Übungssache ist und es von Rundgang zu Rundgang besser wird. Inzwischen fühle ich mich recht sicher, wenn ich Teile von Rundgängen übernehme und merke, dass ich mich sogar weiter vom Skript entfernen kann, weil ich die dafür nötige Sicherheit gewonnen habe.